Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge

Ladeszenarien: Wo laden batterieelektrische Nutzfahrzeuge?
Aktuelle Projekte
In unterschiedlichen Projekten und Initiativen beteiligen sich die NOW GmbH und die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur deshalb daran, gemeinsam mit der Industrie und dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die technischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Grundlagen zu schaffen, um eine einheitliche und anwendungstaugliche Planung für die Errichtung von Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge zu ermöglichen. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Planungen der Leitstelle zum Ausbau der Ladeinfrastruktur ein.
Task-Force Backcasting
Ziel der Task-Force war es, den Aufbau der notwendigen öffentlichen Ladeinfrastruktur für emissionsfreie E-Lkw im Fernverkehr vorzudenken. Insgesamt nahmen an dem sechsmonatigen Task-Force-Prozess ca. 80 Vertreterinnen und Vertreter aus insgesamt 40 Organisationen und Unternehmen teil.
Ausgangspunkt der Task-Force war die Identifikation von Aufgaben und Themenfeldern, die beim Aufbau von öffentlicher Ladeinfrastruktur an der Autobahn bzw. an autobahnnahen Flächen adressiert werden müssen. Für jedes Themenfeld wurden die wichtigsten offenen Fragen benannt und Herausforderungen identifiziert. Aus den Herausforderungen sind über 30 Handlungsbedarfe abgeleitet worden. Viele der Handlungsbedarfe sind als Maßnahmen in den Masterplan Ladeinfrastruktur II eingeflossen.
Eine vollständige Übersicht über alle identifizierten Handlungsfelder findet sich auf der Webseite https://www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de/task-force-backcasting.
Leitfaden "Einfach E-Lkw laden“
Die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur entwickelt in Zusammenarbeit mit eingebundenen Akteuren eine User Journey für das zukünftige Lkw-Laden auf Basis der bereits veröffentlichten Use-Case-Landschaft für schwere Nutzfahrzeuge. Dafür wurde eine ProjektHAUS-Reihe aufgesetzt, mit dem Ziel das zukünftige Gesamtsystem Lkw-Laden zu beschreiben. Die ProjektHAUS-Reihe vertieft die Themenpakete Routenplanung, Reservierung, Ladevorgang und alles rund ums Laden in Schwerpunktworkshops. Die Teilnehmenden wurden vorab aufgrund ihrer Expertise ausgewählt. Sie kommen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen wie der Logistikbranche oder der Lkw-Hersteller. Auch Ladesäulenbetreibende, Verbände, Gewerkschaften und Wissenschaftsvertretungen nehmen teil. Ein Ergebnis ist die im Juni 2023 veröffentlichte Leitstellen-Publikation „Einfach E-Lkw-Laden – Die User Journey an öffentlichen Ladestationen jetzt und 2030“.
HoLa-Projekt
Die Transportprofile im Bereich Langstreckentransport mit schweren batterie-elektrischen Lkw bringen allerdings besondere Herausforderungen hinsichtlich der notwendigen Ladesysteme, der ausreichenden Energieversorgung der Standorte mit sich sowie der Frage, wie der Lkw innerhalb der gesetzlichen Pausenzeiten von 45 Minuten ausreichend schnell geladen werden kann.
Konkret werden im Projekt an vier Standorten je zwei Hochleistungsladepunkte mit dem Megawatt Charging System (MCS) aufgebaut, betrieben und im realen Logistikbetrieb angewandt. In einem ersten Schritt werden an den vier Standorten entlang der Autobahn A2 zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet je zwei CCS-Ladepunkte für Lkw errichtet. Es werden zwei Standorte direkt an der Autobahn genutzt sowie zwei Standorte in Logistikzentren. Diese Standorte dienen zur frühzeitigen Integration von E-Lkw in die Logistikprozesse und als Testfall für das neuartige Schnellladen von E-Lkw sowie das Sammeln von realen Nutzungserfahrungen.
An dem Projekt nehmen 13 Partner aus Industrie und Forschung teil, darunter vier Lkw-Hersteller, die insgesamt acht CCS- und vier MCS-Fahrzeuge liefern. Der Aufbau und Betrieb von Fahrzeugen und Infrastruktur wird mit umfangreichen Forschungsaktivitäten begleitet. Ziel ist es auch hier, die Blaupause für den flächendeckenden bundesweiten Ausbau zu liefern.
Weitere Informationen zum Hola-Projekt unter: https://www.hochleistungsladen-lkw.de/hola-de/
Task-Force Depotladen
Für den Betrieb von elektrischen Nutzfahrzeugen ist das Laden am Depot zentral. Ziel der Task-Force zum Depotladen des BMDV, der NOW GmbH und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur, die im Rahmen des „Gesamtkonzepts Klimafreundliche Nutzfahrzeuge“ stattfand, war es deswegen, den Aufbau der notwendigen nicht öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Lkw vorzudenken. Insgesamt nahmen an dem sechsmonatigen Task-Force-Prozess ca. 60 Vertreterinnen und Vertreter aus fast 40 Organisationen und Unternehmen teil.
Im Rahmen des Task-Force Prozesses wurden folgende zentrale Herausforderungen für den Aufbau von nicht öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur auf Betriebsgeländen durch die Expertinnen und Experten ermittelt:
- Fläche ist ein knappes Gut auf Betriebsgeländen und Logistikdepots.
- Angesichts des hohen Strombedarfs für das Laden von E-Lkws stellt sich die Frage, wie bestehende Netzanschlüsse durch ein entsprechendes Last- und Lademanagement optimal genutzt werden können und ob Netzanschüsse erweitert werden müssen.
- Den meisten Logistikunternehmen fehlt es an Erfahrungen im Energiebereich.
- An den Schnittstellen zwischen Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und Backend bestehen Interpretationsspielräume bei der technischen Auslegung der Standards und Normen.
- In die Tourenplanung müssen neue Parameter integriert werden, die zu Zielkonflikten mit bisherigen Optimierungsroutinen und der bestehenden Flexibilität im Fahrzeugeinsatz führen können.
- Es fehlt an Datenschnittstellen und -zugänglichkeit im Hinblick auf die kommenden unterschiedlichen öffentlichen und nicht öffentlichen Ladeorte und die gewünschten Funktionalitäten (u.a. Reservierbarkeit, Authentifizierung).
- Am Ende des Mietvertrages besteht regelmäßig eine Rückbauverpflichtung für die Ladeinfrastruktur.
Eine Kurzdokumentation der Taskforce Depotladen findet sich unter https://www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de/task-force-depotladen/.
Einfach laden an Rastanlagen
Für den erfolgreichen Einsatz von E-Lkw auch auf langen Strecken muss nicht nur ein bedarfsgerechtes Ladenetz neu errichtet, sondern auch dessen Anbindung ans Stromnetz von Beginn an mitgedacht und geplant werden. Die Studie „Einfach Laden an Rastanlagen“ richtet den Fokus auf Fragen des Netzanschlusses für E-Lkw-Lade-Hubs und betrachtet dabei drei verschiedene prototypische Standorte, die sich je nach Verkehrsaufkommen von Schwerlastfahrzeugen unterscheiden. Sie wurde im Auftrag der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur von der Energiedenkfabrik ef.Ruhr durchgeführt. Ziel der Studie ist eine strukturierte Aufbereitung wesentlicher Kriterien und Aspekte, die mit Blick auf das Netz bei der Auswahl, Bewertung und Planung von Lade-Hubs entlang des Autobahnnetzes berücksichtigt werden müssen. Betrachtet wurden prototypische Lade-Hubs an international bedeutsamen Verkehrsachsen (Magistralen), an Standorten mit mittlerem Verkehrsaufkommen sowie an bislang unbewirtschafteten Rastplätzen mit geringerer zu erwartender Nachfrage. Aus Prognosen darüber, wie viele Ladepunkte mit wie viel Leistung in den kommenden Jahren 2027, 2030 und 2035 an den drei prototypischen Lade-Hubs benötigt werden, leiten die Autorinnen und Autoren der Studie konkrete Anforderungen für den Anschluss an das Stromnetz ab. Die Studie macht deutlich, dass an hochfrequentierten Standorten spätestens ab 2035 ein Anschluss ans Hochspannungsnetz erforderlich wird.
Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr
Als Basis für einen vorausschauenden Aufbau einer Tank- und Ladeinfrastruktur werden verlässliche Informationen der Hersteller dazu benötigt, wie viele Fahrzeuge mit welchen Technologien in den kommenden Jahren auf den Markt kommen werden. Im Kontext des Gesamtkonzeptes klimafreundliche Nutzfahrzeuge wurden daher im Jahr 2022 vom BMDV, der NOW GmbH und der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur sogenannte „Cleanroom-Gespräche“ mit den wichtigsten Lkw-Herstellern geführt, in denen Angaben zu geplanten Produktionszahlen alternativer Antriebe für schwere Nutzfahrzeuge abgefragt sowie Antriebsstrategie, Rahmenbedingungen, technischer Entwicklungsbedarf sowie Anforderungen an Infrastrukturen diskutiert wurden.
Die „Cleanroom-Gespräche“ sind Einzelgespräche mit jeweils einem Fahrzeughersteller. Das Format gibt Herstellern die Möglichkeit, Informationen in geschützter Umgebung in einem kartellrechtskonformen Rahmen zur Verfügung zu stellen. Konkret wurden in diesem Rahmen zum einen quantitative Daten zu geplanten Absatzzahlen bis 2030 von den Herstellern zur Verfügung gestellt. Diese Daten wurden in einem durch eine Rechtsanwaltskanzlei bereitgestellten, sicheren Datenraum abgelegt und in aggregierter Form anonymisiert. Zum anderen sind mir den Herstellern Einzelgespräche geführt worden. Im Rahmen eines strukturierten Interviews wurden strategische Bewertung von Technologieoptionen, eine Einschätzung zu regulativen Rahmenbedingungen sowie der Infrastrukturbedarf abgefragt.
Die quantitativen Daten und die qualitativen Einschätzungen wurden anonym aggregiert und in der NOW-Publikation „Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr“ veröffentlicht.
Die Erkenntnisse aus den Gesprächen dienen als Grundlage, die Infrastrukturen zielgerichtet entsprechend dem Markthochlauf zu errichten. Die Daten sind maßgeblich, um den Ladeinfrastrukturbedarf zu bestimmen und eine Aufbaustrategie für ein öffentliches Ladeinfrastrukturnetz zu entwickeln.
Die ausführlichen Ergebnisse der Cleanroom-Gespräche zur Marktentwicklung klimafreundlicher Technologien im schweren Straßengüterverkehr finden sich unter https://www.klimafreundliche-nutzfahrzeuge.de/marktentwicklung-klimafreundlicher-technologien-im-schweren-strassengueterverkehr/.
Bedarfsplanung
Mit dem StandortTOOL der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur soll zukünftig auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur für schwere Nutzfahrzeuge bedarfsgerecht und flächeneckend geplant werden. Die Planung sieht vor, entsprechend dem Markthochlauf von batterieelektrischen Nutzfahrzeugen die Ladebedarfe räumlich differenziert auszugeben und den Ladeszenarien zuzuweisen. Die Analysen werden für private und öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur getätigt, um mit Hilfe von Förder- und Finanzierungsprogrammen passgenau den Aufbau von Ladeinfrastruktur zu gestalten. Grundlage für die Modellierung der Nachfrage sind Daten zum Nutzfahrzeugverkehr sowie die Markthochlaufzahlen aus den „Cleanroom-Gesprächen“ mit den Fahrzeugherstellern. Die Bedarfsplanung sieht ein Gesamtsystem für E-Lkw-Ladeinfrastruktur vor, beginnend mit einem Initialnetz an öffentlicher CCS- und MCS-Ladeinfrastruktur entlang der Autobahn. Ergänzend zur öffentlich zugänglichen Ladeinfrastruktur finden Analysen bezüglich Anzahl an Ladepunkten auf Betriebsgeländen und dazugehörigen Strombedarfen statt.
StandortTOOL
Methodik
Das StandortTOOL modelliert auf Basis des Verkehrs und des Ladeverhaltens den zukünftigen Bedarf an Ladepunkten. In das Modell fließen unter anderem Daten zur Mobilität, Verkehrsverflechtung, Sozioökonomie, Fahrzeugbestand und wissenschaftliche Erkenntnisse zum Ladeverhalten mit ein. Das Modell unterteilt Deutschland in ein Raster aus Gitterzellen mit einer Kantenlänge von 500 Metern. Für jede der Gitterzellen gibt es den zusätzlichen Ladebedarf aus. Die Ergebnisse werden auf einer Karte visualisiert.
Neben der Ladeinfrastruktur für batteriebetriebene Fahrzeuge ist seit Juni 2020 auch die Planung des Ausbaus des Wasserstoff-Tankstellennetzes mit unserem StandortTOOL möglich. Die Abbildung des Bedarfs an Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge wird das StandortTOOL in Zukunft ergänzen.
Weitere Infos zur Methodik und den erhobenen Daten finden Sie hier.
Einsatz
Das StandortTOOL wird bei der Erstellung von Förderaufrufen und Finanzierungskonzepten verwendet. Es weist dazu für ein bestimmtes Gebiet jeweils aus, wie groß der Bedarf an zusätzlichen Ladepunkten und wo der Einsatz von Förderinstrumenten sinnvoll ist.
Die öffentlich zugängliche Webseite des StandortTOOL weist die Bedarfe an Ladeinfrastruktur bis 2030 bundesweit aus. Dazu visualisiert sie den Bestand an Ladeinfrastruktur, bereits bewilligte Ladepunkte und die Infrastrukturbedarfe der nächsten Jahre. Zusätzlich bietet sie den Bundesländern einen eigenen, erweiterten Zugang, um Bundes- und Landesaktivitäten im Bereich Ladeinfrastruktur zu synchronisieren.
Weitere Informationen unter standorttool.de